Wann wart ihr das letzte Mal stolz auf euch?
Schon ein bisschen her? Wenn wir ehrlich sind, fällt es uns gar nicht leicht, unvoreingenommen „Ja“ zu uns zu sagen. Eigenlob wird vorschnell mit Eitelkeit gleichgesetzt. Während wir jeden Entwicklungsschritt unserer Kinder bejubeln, fällt uns die eigene Bestätigung nicht leicht. Irgendwo ist immer ein kleiner Haken, ein „Aber“, das uns davon abhält, ehrlichen Stolz für unsere Leistung zu empfinden.
Vieles hängt auch mit der eigenen Erziehung zusammen. „Hochmut kommt vor dem Fall“ – haben wir solche Sprüche nicht schon zur Genüge gehört? In der Bibel zählte Stolz – gleichgesetzt mit Hochmut – zu einer der sieben Todsünden. Ein Laster, dem es zu entsagen galt.
Eigenlob tut gut
Doch der gesunde Stolz oder eben Eigenlob hat auch seine guten Seiten. Nämlich dann, wenn wir pures Glück empfinden. Freude, etwas geschafft zu haben, was uns zuvor nahezu unüberwindbar vorgekommen ist.
Ein kleines Beispiel:
Ich hatte vor kurzem meine erste Lesung. Vor „echtem“ Publikum, statt daheim vor dem Laptop, was aktuell zur Coronazeit einem kleinen Wunder gleichkommt. Möglich war dies nur mit Corona-Test, was mich vor eine echte Herausforderung gestellt hat. Dieses kleine Stäbchen, das für viele wahrscheinlich nicht der Rede wert ist, hat mir nämlich große Sorgen bereitet. In meiner Vorstellung war der Stil nicht nur riesengroß – er wurde auch meilenweit in die Nase geschoben. Aber wegen dieser diffusen Angst die Lesung verschieben? Das wollte ich auf keinen Fall.
Mit kleinen Schritten zum großen Ziel
Der eigentliche Test kam erst einen Tag später. Ich bin keine geborene Rampensau. In der Schule habe ich Referate gehasst und bei „lustigen“ Schnelligkeitsspielchen regelmäßig versagt. Sobald ich wie aus der Pistole geschossen sprechen muss, blockiert etwas in meinem Kopf, so dass mir selbst die einfachsten Antworten nicht einfallen.
Bis heute bin ich keine Entertainerin und über mich und meine Projekte rede ich nicht sonderlich gerne. Aber: ich habe mich trotzdem überwunden und die Lesung vor dem Publikum durchgezogen. Und das macht mich stolz!
Gute Vorbereitung ist der Schlüssel
Einen großen Anteil macht hier die Vorbereitung aus. Um mich sicherer zu fühlen und einen roten Faden zu behalten, habe ich meinen Vortrag von A-Z ausgearbeitet, die wichtigsten Infos in Kürze auf Karteikarten zusammengefasst – und meinen Text gründlich auswendig gelernt. Für die Autoren unter euch: Wertvolle Tipps gibt es zu diesem Thema bei Rindlerwahn: „7 Tipps für Autorinnen und Autoren“ https://www.youtube.com/watch?v=Lgwa1_cNF0c . Schaut euch das Video gerne an! Es ist definitiv zu empfehlen.
Was bei der Lesung rausgekommen ist?
Nach außen gesehen nicht allzu viel, obwohl ich das geleistet habe, was zu diesem Zeitpunkt möglich war. Von etwa zwanzig Zuschauern haben am Ende drei Zuhörer mein Buch gekauft. Ich hätte kleine Versprecher verhindern und den Text rund um die Lesung weiter ausbauen können.
Aber wisst ihr was – darum geht es nicht! Es zählt, dass ich über mich hinausgewachsen bin. Dass ich mich überwunden und in einem Theatersaal vor Publikum aus meinem eigenen Buch gelesen habe.
Und ja, das macht mich stolz. Ohne Wenn und Aber.
Wann warst du das letzte Mal stolz auf dich?
Wann hast du dir das letzte Mal auf die Schulter geklopft, weil du eine lästige Aufgabe angegangen bist? Weil du einen guten Vorsatz umgesetzt hast? Oder einfach, weil du dir eine halbe Stunde freigeschaufelt und dir was Gutes getan hast?
Es kommt nicht auf die Größe des Erfolgs an, sondern darauf, die kleinen Dinge des Alltags zu würdigen. Gesundes Eigenlob, das nicht stinkt, sondern in unseren Herzen schimmert und glitzert!
In diesem Sinne: Sei öfter stolz auf dich.
Niemand außer dir weiß, wie viel Kraft, Tränen, Mut und Vertrauen es dich gekostet hat, dort zu sein, wo du jetzt bist!
Eine sonnige Woche wünscht, Eure Melissa
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